"Flächen gewinnen durch Innenentwicklung"

Neue Attraktivität durch Veränderung - Ergebnisse des Bürgerworkshops am 05.03.2016

Buchheim wurde in das Förderprogramm „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg aufgenommen. Die Bewältigung des demografischen Wandels ist eine Maßnahme, die dabei für die Gemeinde im Mittelpunkt steht.

Architektin Cornelia Lurz ((http://www.cornelialurz.de))
Beraters Jürgen Kupferschmid ((http://juergenkupferschmid.de/index.html))


Vorstellung der Ergebnisse des Bürgerworkshops am 05.03.2016
"Neue Attraktivität durch Veränderung - Flächen gewinnen durch Innenentwicklung"
In einem kurzen Statement weist der Vorsitzende darauf hin, dass sich die Gemeindeverwaltung seit vielen Jahren bemüht den Ortskern lebendig zu halten, nicht sanierbare Gebäude abzubrechen und nicht genutzte landwirtschaftliche Gebäudeteile umzunutzen. Im Wesentlichen kann die Gemeinde nur Ratgeber sein und sich um Zuschüsse bemühen, solange sich die Gebäude in Privathand befinden, hat die Gemeinde keinerlei Zugriffsmöglichkeiten.

Die Umnutzung von landwirtschaftlicher Bausubstanz ist eine Generationenaufgabe. Mit dem MELAP-Programm und dem ELR-Programm hat die Gemeinde jedoch wichtige Ziele erreicht und zahlreiche Gebäude konnten umgenutzt, Wohnsituationen verbessert und dem Ortskern neues Leben eingehaucht werden. Selbstverständlich hat es auch Umnutzungen und Erneuerungen ohne Bezuschussung durch das Land Baden-Württemberg gegeben.

Herr Kupferschmid erläutert kurz die Situation der Aufnahme der Gemeinde in das Förderprogramm des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur.

Zunächst einmal ist dieses Programm nicht für konkrete Baumaßnahmen vorgesehen, sondern dafür dass sich die Gemeinde um externe Ideengeber bemüht und in Bürgerworkshops Ideen sammelt.

Am 05.03.2016 war es so weit - unter den Unterthemen:
  • Was schätzen Sie am Leben in Buchheim?
  • Welche Stärken hat die Gemeinde?
  • Was möchten Sie niemals missen?
  • Was macht für Sie ein attraktives Wohnen aus - heute und in Zukunft?
  • Welche Angebote in der Gemeinde sind Ihnen besonders wichtig und sollen Bestand haben?
  • Welche neuen Angebote soll es künftig in Buchheim geben?

Unter dem Motto "Gutes bewahren - die Zukunft gemeinsam gestalten" stand der Bürgerworkshop am 05.03.2016.

Am 22.09.2015 hatten Herr Kupferschmid und Bürgermeister Fritz am Strategie-Gipfel der Bundesregierung in Berlin teilgenommen um zu sehen, in welche Richtung man von Seiten der Bundesregierung aus für die "Ländlichen Räume" denkt.

Zur Innenentwicklung der Gemeinde Buchheim lag das Hauptaugenmerk des Bürgerworkshops auf folgenden übergeordneten Handlungsfeldern und Zielen:

Familie als Gemeinschaft stärken, Wahlfreiheit für Eltern, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf schaffen, Faire Chancen für Frauen und Männer in Familie und Beruf fördern, Entscheidung für Kinder unterstützen und fördern, selbstbestimmtes Leben im Alter, Aktivität im Alter fördern, Leitbild der sorgenden Gemeinschaft etablieren, Gesellschaftliche Teilhabe im Alter ermöglichen und das Engagement-Potential aller Generationen aktivieren, gesundes Altern unterstützen, qualitätsvolle und bedarfsgerechte Pflege und Betreuung sichern, Lebensqualität in ländlichen Räumen sichern, Unterstützungsmöglichkeiten für Regionen die vor besonderen demografischen Herausforderungen stehen besser aufeinander abstimmen, die Attraktivität ländlicher Räume bewahren, Daseinsvorsorge sowie bedarfsgerechte Mobilität und Kommunikation in ländlichen Räumen sichern.

Leben in Buchheim

Herr Kupferschmid erläuterte die Ergebnisse des Arbeitskreises. Dazu gab es keine Anmerkungen der anwesenden Bürger in der Gemeinderatssitzung.

Medizinische Grundversorgung

Es wird künftig wichtig sein altersgerechte Mobilitätslösungen für Senioren zu entwickeln. Es wurde als denkbar erachtet, dass künftig ein flexibel nutzbarer, barrierefreier Raum zur Verfügung steht. Kontrovers diskutiert wurde das Anbebot einer mobilen Ambulanz.
Es stellt sich die Grundsatzfrage welche Formen der medizinischen Grundversorgung in Buchheim direkt zur Verfügung stehen soll.

Mobilität

Die Mobilität wurde als ein Schlüsselbereich für die Lebensqualität in Buchheim angesehen. Um die Attraktivität zu bewahren handelt sich hierbei um ein Handlungsfeld das küftig weiter vertieft werden soll. Die in der Gemeinderatssitzung anwesenden Bürger machen folgende Anmerkungen: Nachbarschaftshilfe für Senioren, die Rückfahrt von Bergsteig nach Buchheim ist ein Problem, ein zentraler Punkt wäre der Aufbau einer Mitfahrzentrale, kontrovers wurde das Thema Car-sharing diskuriert, ab 2020 soll der Stunden-Takt bei der Donautal-Bahn eingeführt werden - welche Chancen sich daraus für die Gemeinde Buchheim ergeben müsste man klären, Potential wird auch in der Weiterentwicklung der Lieferservice-Angebote gesehen die es für Obst und Gemüse bereits gibt - denkbar wäre die Verknüpfung mit einem Markt in der Gemeinde Buchheim.

Kooperation mit umliegenden Gemeinden

Die Arbeitsguppe weist darauf hin, dass eine verstärkte Zusammenarbeit in der Nah-Region die Entwicklung der Gemeinde Buchheim positiv beeinflussen könnte. In der Kooperation mit umliegenden Gemeinden liegt Potential wenn es z.B. um die Schaffung von altersgerechtem Wohnraum geht. Neben der Steigerung des Bekanntheitsgrads kann auch die vorhandene Infrastruktur gemeinsam genutzt werden, z. B. ein Loipenspur-Gerät das in Neuhausen ob Eck zur Verfügung steht. Über bestehende Kooperationen hinaus (Gemeindeverwaltungsverband Donau-Heuberg mit 7 Gemeinden, Nachbarschaftshilfe von Haus zu Haus mit 6 Gemeinden, Donaubergland Marketing- und Tourismus GmbH) werden eigens durch die Gemeinden Worndorf, Schwandorf, Neuhausen ob Eck, Leibertingen, Thalheim und Altheim genannt, wenn es um den Auf- und Ausbau von Kooperationen geht.

Lieblingsplätze - Aufenthaltsbereiche im Dorf

Auf einem gedruckten Dorfplan wurden die Teilnehmer gebeten folgende Bereiche mit Klebepunkten zu makrieren: wo halte ich mich im Dorf am liebsten auf, wo halte ich mich im Dorf gerne auf, wo halte ich mich gar nicht/nicht gerne auf.
Der Platz der Begegnung wird als Ort beschrieben, der in der Freizeit gerne genutzt wird, für den es aber noch erhebliches Entwicklungspotential gibt. Hierfür wurden folgende Vorschläge genannt: verschattete Sitzgelegenheiten, Wasserstelle mit Trinkwasser, Toilette, Boule-Bahn für alle Generationen, Slackline für die Jugendlichen, Wasserspielstelle, Grillstelle mit Betrieb bis 20.00 Uhr (sonntags ganz geschlossen), Schachspielfeld, Veranstaltungen die auf dem Platz stattfinden z.B. Freilichttheater, Konzerte, Sportangebote, Wettbewerbe, der Kräutergarten wird aus Sicht der Einheimischen als verzichtbar angesehen, da die meisten einen eigenen Kräutergarten haben.
Das Bürgerhaus wird ebenfalls gerne genutzt, allerdings wird auf Verbesserungspotential hingewiesen: kein Barrierefreier Zugang, großer Saal kann nicht als Turnhalle genutzt werden, lieblos gestaltet - müsste modernisiert werden, direkter Zugang zum Garten wurde angesprochen - ist aus Sicht der Verwaltung jedoch nicht möglich.
Der Kirchplatz wird als Ort genannt, der zwar schön neben der Kirche liegt aber vielen Einwohnern zu lieblos gestaltet ist. Es gibt Stimmen die sich mehr Leben und Aktivität auf dem Kirchplatz wünschen, andere halten es für wichtig, dass direkt neben der Kirche keine Aktivität stattfindet die Lärm verursacht.
Der Buchheimer Hans wird von allen Dorfbewohnern als Wahrzeichen gesehen. Egal aus welcher Richtung man in das Dorf gelangt - der Buchheimer Hans wird als erstes schon von weitem gesehen. Bei den Dorfbewohnern erzeugt er ein Gefühl wieder Zuhause zu sein.

Dorfmitte von Buchheim

Mittels eines Dorfplans wurden die Bürger gefragt wo sie die momentane Ortsmitte von Buchheim sehen und wo evtl. eine neue entstehen könnte. Interessant war, dass die alltermeisten das Dorfzentrum um die Gaststätte zum Freien Stein sehen. In diesem Bereich trifft man sich, hier führen die Straßen aus allen Richtungen zusammen, dies wird als Knoten-Punkt wahrgenommen.
Eine mögliche neue Ortsmitte könnten sich manche Teilnehmer auf dem Kirchplatz vorstellen, wenn dieser umgestaltet wird.

Dorfladen

Die Teilnehmer waren sich alle einig, dass es einen Dorfladen dringend braucht. Alle sagen sie würden dort kleinere bis mittelgroße Einkäufe erledigen. Der Dorfladen sollte Obst- und Gemüse-Waren zu vertretbaren Preisen führen, außerdem ein kleines Sortiment an Grundnahrungsmitteln wie Mehl, Eier, Nudeln, Milch, außerdem werden saisonale Produkte wie Spargel, Erdbeeren, Äpfel, Lebkuchen, etc. vorgeschlagen. Ein Metzger mit Fleisch- und Wurstwaren wird ebenfalls gewünscht. Backwaren sollten nicht als Konkurrenz zur bestehenden Bäckerei angeboten werden.

Betreuungsangebote für Senioren und Kinder

Die Teilnehmer halten es für sehr wichtig, dass es an einzelnen Tagen eine Nachmittagsbetreuung in der Grundschule gibt (Konzept der offenen Ganztagsschule). Dies könnte mit einem gemeinsamen Mittagstisch für Senioren kombiniert werden. So hätten berufstätige Eltern an einzelnen Tagen die möglichkeit einer Ganztagsbetreuung ihrer Kinder.
Auch das Sportangebot insbesondere für Mädchen und Männer über 50 Jahre scheint ausbaufähig, das es hier kaum Angebote gibt.
Nutzungs Bestandsgebäude im Ortskern

Als weiteres Vorgehen wurde angeregt, einen Fragebogen zu entwickeln und Prioritäten festzulegen. Eine Lenkungsgruppe soll eingesetzt werden. Eine Reihe freiwillige Teilnehmer haben sich gemeldet, um weitere Schritte vorzubereiten.

Selbstverständlich können sich interessierte Bürger bei der Gemeindeverwaltung melden um den Fragebogen vorzubereiten und das weitere Vorgehen zu besprechen.

Anmerkung der Gemeindeverwaltung

Die Gemeinde Buchheim steht vor großen Herausforderungen, z.B. Glasfaserkabel für alle Gebäude in der Gemeinde Buchheim. Die Barrierefreiheit und der Bau einer Kinderkrippe stellt die Gemeinde vor außerordentlich große finanzielle Belastungen. Die Sanierung des Raths- und Schulgebäudes (Rathausgebäude) muss zeitnah umgesetzt werden. Viele der gemachten Vorschläge sind nur dann umsetzbar wenn die Bürger selbst Hand anlegen, sich einbringen und aktiv mitgestalten.
Es war früher ein Markenzeichen der ländlichen Räume, dass die Mitarbeit von Bürgern in Vereinen und Aktionsgruppen vorbildlich gewesen ist. Manche Städte haben uns hier leider längst überholt. Wenn die Gemeinde an Attraktivität gewinnen soll, dann muss solchen Gruppen verstärk neues Leben eingehaucht werden.

Für weiterführende Informationen über das Förderprogramm „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur (MVI) Baden-Württemberg klicken Sie bitte hier. ((https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/foerderprogramm-flaechen-gewinnen-durch-innenentwicklung-1/))
 
Zu den redaktionellen Beiträgen, die über die Feldstudie und die Projektidee erschienen sind, gelangen Sie hier:

Gränzbote vom 23. Mai 2015: „Buchheim soll nicht ausbluten“ ((1,408 MB))

SÜDKURIER vom 23. Mai 2015: „Studenten erkunden Ort“ ((165,2 KB))